MOIN AUS BRÜSSEL! FEBRUAR 2023

February 8, 2023

Die vierte Sitzungswoche des Jahres endete letzte Woche mit dem ersten Mini-Plenum in 2023. Dabei handelt es sich um ein kurzes, anderthalbtägiges Plenum, das rund sechs mal im Jahr zusätzlich zu den zwölf Straßburg Plenarwochen stattfindet. Diese Woche standen in Brüssel vor allem die Abstimmungen zur Plattformarbeit und zu Transparenz bei politischer Werbung im Fokus. Beide Abstimmungen zeigen wieder einmal: Gut gemeint ist nicht gleich gut gemacht. Leider wurden beide Gesetztestexte trotz erheblicher Schwachstellen angenommen. Meine Kritik an beiden Gesetzestexten habe ich unten wieder zusammengefasst. Neben den Abstimmungen haben mich auch der EU-Ukraine Gipfel in Kyiv beschäftigt und noch ein trauriges Jubiläum: der zweite Jahrestag des Militärputsches in Myanmar.

Ja zu fairen Arbeitsbedingungen, Nein zur Abschaffung von Solo-Selbstständigkeit

Das Top-Thema vergangene Woche war die Parlamentsposition zur Regulierung von Plattformarbeit. Im Mittelpunkt stehen die Arbeitsbedingungen von Menschen die ihre Dienstleistungen über Onlinedienste anbieten. Faire Arbeitsbedingungen für Plattformarbeiter muss das Ziel sein, der Parlamentstext der sozialdemokratischen      Verhandlungsführerin schießt jedoch weit über das Ziel hinaus. Statt Scheinselbstständigkeit zielgerichtet zu bekämpfen, würde das Gesetz de-facto zur weitgehenden Abschaffung der Solo-Selbstständigkeit führen. Das ist für mich eine rote Linie und ich habe dagegen gestimmt.

Meine Kritik      

Faktisches Verbot politischer Werbung

Ebenfalls intensiv diskutiert, war die Abstimmung über Transparenzvorschiften bei politischer Werbung. Schärfere Vorschriften bei politischer Werbung sollen gegen Manipulation demokratischer Wahlen helfen, das Ziel teile ich. Der Parlamentstext geht jedoch deutlich zu weit und wird in dieser Form der Kommunikation politischer Parteien mit Wählern und somit dem demokratischen Prozess an sich schaden. Zielgerichtete Ansprache potenzieller Wähler ist wichtiger Bestandteil des demokratischen Meinungsbildungsprozesses, es fast vollständig zu verbieten, halte ich für falsch.

Meine Kritik in der Tagesschau

Myanmar: Die vergessene Revolution

Am 1. Februar jährte sich der Militärputsch in Myanmar zum zweiten Mal. Aus Solidarität mit der demokratischen Opposition in Myanmar und um auf diesen oft vergessenen Konflikt aufmerksam zu machen, habe ich letzte Woche in Brüssel den Dokumentarfilm "Myanmar: The Forgotten Revolution" gezeigt. Ich habe wiederholt gefordert, dass die EU stärker gegen die Kriegsverbrechen vorgeht und Handelsvorteile für Myanmar einschränkt. Die Militärjunta in Myanmar und ihre Unternehmen      dürfen nicht vom bevorzugten Zugang zum EU-Binnenmarkt profitieren, der die demokratische Entwicklung des Landes unterstützen sollte.

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Europäisches KI-Gesetz

Auch letzte Woche sind die Verhandlungen zum KI-Gesetz fortgeschritten. Derzeit verhandeln wir immer noch fraktionsübergreifende Kompromisse, mit dem Ziel eine parlamentarische Mehrheit zu finden. Für mich ist klar: Das KI Gesetz muss ein Booster für Innovation made in Europe werden. Wir müssen Chancen von Künstlicher Intelligenz nutzen und unsere Bürgerrechte gegen  konservative Überwachungsfantasien verteidigen.

EU-Ukraine Gipfel

Am Freitag haben sich Vertreter der Europäischen Kommission erneutmit der ukrainischen Regierung zum EU-Ukraine Gipfel in Kyiv getroffen, um überweitere Maßnahmen und die internationale Zusammenarbeit zu diskutieren. Es istein wichtiges Zeichen, dass wir Demokratien felsenfest an der Seite der Ukrainestehen, gegen den autokratischen Aggressor.

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#FACTEUROPE

Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen ist mit 15 weiteren Kommissaren nach Kyiv gereist, um gemeinsam mit ihnen amEU-Ukraine-Gipfel teilzunehmen.

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